Weniger ist mehr: Warum die Zukunft des Bauens „Low-Tech“ heißt

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white and red wooden house with fence

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Hand aufs Herz: Geht es euch auch so? Wenn ich mir moderne Baupläne und Wohnkonzepte anschaue, habe ich oft das Gefühl, wir planen keine Wohnhäuser mehr, sondern bewohnbare Computer. Überall Sensoren, die die Luftfeuchtigkeit messen, elektrische Lüftungsanlagen, die rund um die Uhr laufen, und eine Haustechnik, für die man gefühlt ein Informatikstudium braucht, wenn mal eine Lampe nicht leuchtet.

​Ich habe mich in letzter Zeit intensiv mit dem Konzept des „Einfachen Bauens“ – oft auch als „Low-Tech-Architektur“ bezeichnet – beschäftigt. Und ich bin überzeugt: Das ist die Zukunft für alle, die stressfrei, gesund und langlebig bauen und leben wollen. Während der Trend lange Zeit zum hochtechnisierten „Smart Home“ ging, vollzieht sich gerade ein spannender Wandel hin zu einer neuen Bescheidenheit, die auf Intelligenz im Entwurf statt auf komplexe Technik setzt.

​Die Sackgasse der Hochtechnologie

​Versteht mich nicht falsch, ich liebe Fortschritt. Aber wir haben uns in den letzten Jahren in eine Abhängigkeit manövriert, die uns teuer zu stehen kommt. Eine zentrale Lüftungsanlage muss regelmäßig gewartet und gereinigt werden, die Software der Heizungssteuerung braucht Updates, und wenn die zentrale Steuereinheit nach 15 Jahren den Geist aufgibt, gibt es oft keine Ersatzteile mehr oder die Software ist veraltet.

​Das Ergebnis? Hohe laufende Kosten, Frust bei Defekten und ein Haus, das ohne Strom oder Internet oft kaum noch funktioniert. Das ist weder nachhaltig noch wirtschaftlich. Wir haben Häuser gebaut, die uns dienen sollen, sind aber oft zu Sklaven ihrer komplexen Technik geworden.

​Was bedeutet „Low-Tech“ im Bauplan?

​In meinen Augen fängt die wahre Intelligenz eines Hauses nicht beim Touchscreen an der Wand oder der App auf dem Smartphone an, sondern viel früher: beim Grundriss, der Ausrichtung des Hauses auf dem Grundstück und der klugen Wahl der Materialien. Hier sind drei zentrale Punkte, die ich in aktuellen Plänen immer öfter priorisiere und die das Herzstück des „Einfachen Bauens“ bilden:

  1. Thermische Masse statt Klimaanlage: Anstatt teure und energieintensive Kühlgeräte zu planen, setzen wir wieder auf massive Wände aus Materialien wie Ziegel, Beton oder Lehm. Diese haben die wunderbare Eigenschaft, Wärme zu speichern und sie zeitversetzt abzugeben. Im Sommer kühlen sie das Haus, im Winter speichern sie die Sonnenwärme. Das sorgt für ein angenehmes Raumklima – ganz ohne Strom.
  2. Natürliche Querlüftung statt mechanischer Systeme: Ein gut durchdachter Bauplan nutzt physikalische Prinzipien wie den Kamineffekt und die vorherrschende Windrichtung. Wenn Fenster strategisch gegenüberliegend oder über verschiedene Stockwerke hinweg platziert sind, lässt sich das Haus durch einfaches Öffnen der Fenster effizient und natürlich durchlüften. Das spart nicht nur die Kosten für eine mechanische Lüftungsanlage, sondern auch deren Betriebsgeräusche und Wartungsaufwand.
  3. Robustheit und Langlebigkeit vor Komplexität: Ich plane lieber ein Haus mit einer dicken, monolithischen Außenwand (z.B. 50 cm einschaliges Ziegelmauerwerk) als eine dünne Wand, die mit dicken Schichten künstlicher Dämmstoffe eingepackt ist. Diese Verbundsysteme sind oft anfällig für Schäden, schwer zu recyceln und enden irgendwann als Sondermüll. Ein massives Haus hingegen ist simpel, ehrlich und hält Generationen.

​Mein Fazit für euch

​Wenn ihr gerade eure Baupläne erstellt oder überarbeitet, stellt euch bei jedem technischen Gerät, das ihr einbauen wollt, eine einfache Frage: „Was passiert, wenn dieses Teil in 20 Jahren kaputtgeht?“ Wenn die Antwort lautet, dass das Haus dann nicht mehr richtig funktioniert oder unbewohnbar wird, solltet ihr den Plan vielleicht noch einmal überdenken.

​Ein Haus sollte ein Rückzugsort sein, der uns dient, nicht umgekehrt. Low-Tech bedeutet nicht Rückschritt in die Steinzeit, sondern die Freiheit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Das Wohnen. Es ist die Rückbesinnung auf bewährte Bauprinzipien, die mit modernem Wissen kombiniert werden.

Was denkt ihr? Ist „Smart Home“ für euch unverzichtbar oder sehnt ihr euch auch nach mehr Einfachheit und Robustheit beim Bauen? Schreibt mir eure Meinung und Erfahrungen gerne in die Kommentare!

Mit Gebrauchsspuren aber ohne Defekte. Keine Garantie und keine Rücknahme.

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